Berliner Cichorien-Fabrik AG

Berliner Cichorien-Fabrik AG Actie über 100 Thaler Berlin, 16.9.1871 Schätzpreis: 5.000 Euro Gründeraktie

Berliner Cichorien-Fabrik AG

Actie über 100 Thaler
Berlin, 16.9.1871
Gründeraktie (Auflage 3500, R 9).
Schätzpreis: 5.000 Euro

Nachdem im Jahr 1986 5 Stück dieser Rarität gefunden worden waren,
tauchten jetzt in Frankreich noch diese beiden hier angebotenen
weiteren Stücke auf.
Das Unternehmen geht auf die bereits 1810 gegründete „Cichorienfabrik
H.L. Voigt“ zurück, die in der Köpenicker Dorotheenstr. 42 den billigen „Landkaffee“ herstellte. Während der Kontinentalsperre gegen Napoleon wurde der Bohnenkaffee so schwindelerregend teuer, daß man mit der Zichorienverarbeitung der großen Nachfrage gar nicht Herr werden konnte. Das Produkt behielt seine Freunde: Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Betrieb nach Moabit verlegt, wo 1836 mit der Eröffnung der Maschinenfabrik der Kgl. Seehandlung das industrielle Zeitalter begann; bedeutende Firmen wie Borsig und Siemens hatten sich hier ebenfalls niedergelassen. In den 60er Jahren wanderte der Maschinenbau ab, es kam die Nahrungs- und Genußmittel-Industrie. An der Kaiserin-Augusta-Allee erwarb die Cichorienfabrik kurz vor ihrer Umwandlung in eine AG ein 25.000 qm großes Gelände an der Spree. Die börsennotierte Gesellschaft blieb dank modernster Produktionsanlagen stets rentabel und die Produkte (neben Cichorie und verschiedenen Kaffee-Surrogaten auch Schokolade, Kakao und Tee) fanden unter der Marke „Eisernes Kreuz“ guten Absatz. Um die Jahrhundertwende wandelte sich der Geschmack wiederum zum Bohnenkaffee hin, und wo das Geld dafür nicht reichte, wurde Kathreiner’s Malzkaffee getrunken. Die Zeit der Cichorie war vorbei. Deshalb beschloß die Generalversammlung der Berliner Cichorienfabrik im Jahre 1908 die Liquidation. Erlöse aus Grundstücksverkäufen brachten immerhin noch Liquidationsausschüttungen von nahezu 150 % des Nennwertes.

Actien-Gesellschaft Erholung zu Viersen

Actien-Gesellschaft Erholung zu Viersen Actie Lit. A über 150 Mark Viersen, von 1877

Actien-Gesellschaft Erholung zu Viersen

Actie Lit. A über 150 Mark
Viersen, von 1877
Auflage 171 (R 12)
Schätzpreis: 1.250 Euro
Ein Stück aus der Kapitalerhöhung noch im Gründungsjahr. Ausgestellt
auf Servaz Lentz, Gründer der Maschinenfabrik S. Lentz in Viersen
sowie Mitbegründer der Maschinenfabrik & Eisengießerei Burtscheidt &
Lentz in Dülken (ab Rheinische Webstuhlfabrik AG). Zwei
Originalunterschriften für den Vorstand, u.a. des Stadtverordneten
Heinrich Konnertz. Nicht datiert, die Unterschriften des Präsidenten
und des Aufsichtsrates fehlen. Auf der Rückseite abgedruckte Statuten.
Die noch heute bestehende „Gesellschaft Erholung Viersen“ wurde
gegründet am 12.4.1877 mit einem Kapital von 31.050 Mark. Die
Gründungsurkunde unterzeichneten die Viersener Bürger Konnertz,
Krichel, Rütten, Schäfer und Lafen. Das Gesellschaftshaus an der
Schulstrasse, noch im Gründungsjahr eingeweiht, wurde 1924 an den
Gastronomen Schlunken verkauft. 1932 wurde das heutige
Gesellschaftshaus an der Bahnhofstr. 36 erworben. 1935 wurde die
Vereinstätigkeit von den Nazis verboten: sie wird erst 1948 wieder
aufgenommen. Unikat!

AG für Ofen-Fabrikation vormals Gust. Dankberg

Actien-Gesellschaft für Ofen-Fabrikation
vormals Gust. Dankberg

Interims-Schein über 200 Thaler
Berlin, 5.9.1872
Auflage 2.500 (R 11)
Schätzpreis: 3.000,- Euro
Zwecks Beseitigung einer Unterbilanz erfolgte 1879 eine Kapitalreduzierung auf 192.500 Mark, wobei die Aktien von 600 Mark auf 500 Mark umgestempelt wurden. Das Kapital der AG war dann eingeteilt in 385 Aktien à 500 Mark. Gedruckte Signatur des jüdischen Bankiers Leopold Hadra als Präsident des Aufsichtsrats. Hadra war ein aktiver Gründer zahlreicher AG’s.
Gegründet am 5.9.1872 zwecks Übernahme und Fortführung der Ofenfabrik von Gust. Dankberg in der Wilhelmstr. 141 in Berlin und eines tonhaltigen Grundstückes in Velten. Das Gründungkapital bestand aus 500.000 Taler und einer Hypothek von 215.000 Taler. Im Oktober 1885 wurde der Fabrikbetrieb in Berlin wegen der hohen Produktionskosten aufgegeben und im Dezember 1885 in Velten aufgenommen.
Rarität aus Sammlungsauflösung (seit 1984 in der Sammlung).

Sensation: Gründeraktie der AG „Weser“ von 1872 aufgetaucht

Meine 67. Auktion Historischer Wertpapiere am 23. April 2018

wurde um ein weiteres, wahrlich museales Stück aufgewertet, um die Gründeraktie der AG „Weser“ aus dem Jahr 1872.

Es handelt sich dabei um ein bislang nicht katalogisiertes Einzelstück aus Nachlaß einer der vormals größten Werften Europas, während des 2. Weltkrieges eine der größten deutschen Waffenschmieden.

Museale Rarität mit einem Schätzpreis von 15.000 Euro.

Gehe zur Beschreibung des Auktionsloses: 

Auktionshighlight: Gründeraktie der Deutschen Automobilbank

Ein bisher unbekanntes historisches Wertpapier

wurde mir diese Woche zur Auktion eingeliefert.

Die hochdekorative Aktie mit Abbildung von Flugzeug und Automobil hat mich sofort derart verzaubert, dass ich es am liebsten auf dem Katalogumschlag abbilden würden. Allerdings nur wegen graphischer Gestaltung ein Papier als Titelblatt des Kataloges auszuwählen, behagte mir nicht.

Bei einer Aktie aus dem Jahr 1920 von einer mir bislang unbekannten Gesellschaft ging ich davon aus, dass es sich um eine der unzähligen unbedeutenden Gründungen handeln müsste.

Die Recherche zu diesem Stück machte mich allerdings glücklich: vor mir lag nicht nur ein hochdekoratives und äußerst seltenes (Unikat aus Nachlaß!) Wertpapier, sondern auch ein wirtschaftsgeschichtlich sehr interessantes Dokument, welches zudem noch ein Autograph war.

Hier nun die Fakten:

Deutsche Automobilbank AG
Charlottenburg, 8. November 1920
Gründeraktie, Auflage 3.000 (R 12)

Die Aktiengesellschaft wurde gegründet am 24.6.1920 zwecks Betrieb einer Bank, die besonders in der Automobilbranche die erforderlichen Kredite und Kapitalien der Industrie und dem Handel zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellen sollte. Das Geschäft der Bank, die die verheerende Inflationszeit überlebte, stabilisierte sich 1926, als die Reichsbank sich dazu bereit erklärte, Wechsel auf Automobile zu diskontieren, wodurch die Bank weniger Geld bereit stellen musste. Noch im gleichen Jahr erhöhte die Deutsche Automobilbank ihr Aktienkapital von 0,1 auf 1 Mllion RM. Nachdem sie im Ausland (England, Schweiz, USA) Kredite von insgesamt 30 Millionen RM aufnahm, konnte sie monatlich 500 bis 700 Wagen finanzieren.

Ihrer wirtschaftlichen Lage entsprechend lautete die Firmenanschrift nun Palais Blücher, an prominenter Stelle Berlins in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brandenburger Tor (bis 1931, als die Vereinigten Staaten das Palais für 1,8 Millionen US-$ von einem Bankier kauften, um dort ihre Botschaft einzurichten).

Die Weltwirtschaftskrise, die mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 begann, führte schließlich zum Zusammenbruch der Bank, die mit Wirkung zum 1.12.1932 aufgelöst wurde. 1933 konnten noch aus liquiden Mitteln 284.937 RM an die Aktionäre als zinsloses Darlehen ausgezahlt werden.

Die Aktie zieren Faksimilesignaturen des niederländischen Konsuls Jean George als Vorsitzender des Aufsichtsrates und von dem Fabrikbesitzer Max Cudell für den Vorstand. Über seiner gedruckten Signatur setzte Herr Cudell noch eigenhändig eine Unterschrift mit Tinte.

Dem Aufsichtsrat gehörte auch der Chefingenieur Josef Vollmer an, Direktor der Deutschen Automobilkonstruktions-Gesellschaft, ein gerichtlich vereidigter Sachverständiger für die Automobilbranche.

Josef Vollmer gehört, genau so wie Max Cudell, zu den bedeutendsten Pionieren der deutschen Automobilindustrie. Seine Karriere begann Vollmer als Konstrukteur in Gaggenau bei der Firma Bergmanns Industriewerke, ab 1901 leitete er bei der AEG die Automobilabteilung, die NAG. Alle AEG-NAG-Automobile, die bis 1906 hergestellt wurden, konstruierte Joseph Vollmer. Danach gründete er die „Deutsche Automobil-Construktions-Gesellschaft mbH“, von der bis 1936 68 Automobilherstellerfirmen mit Konstruktionsplänen beliefert wurden.

Bereits 1897 gründete Max Cudell in Aachen die „Cudell Motor Compagnie“ zur Produktion von Automobilen nach Lizenzen von De Dion-Bouton, womit er zu einem der allerersten deutschen Automobilproduzenten zählt.

Eines der Produktionsziele von Max Cudell war die höchste Qualität seiner Automobile. Bald verkaufte er seine Fahrzeuge nicht nur innerhalb von Deutschland, sondern weltweit, u.a. nach Österreich, Ungarn (die ungarische Post wurde mit seinen Fahrzeugen ausgestattet), nach Island (das allererste PKW dort war ein Cudell), nach Großbritannien. Sogar in Russland wurden in Lizenz Cudell-Automobile hergestellt. In den USA wurde 1904 ein Cudell für 5 Fahrgäste für den exorbitanten Preis von 4.500 $ von einer New Yorker Niederlassung vertrieben.

In der Fabrik von Max Cudell arbeitete als Chefkonstrukteur der berühmte deutsche Automobilpionier Paul Henze, Gründer der belgischen Imperia. 1929 baute er bei NAG den ersten deutschen V-8-Motor.

Auch der berühmte deutsche Automobilpionier Karl Slevogt begann seine Karriere 1899 als Techniker bei Cudell!

Stimmen Sie mir zu, dass das Stück es verdient hat, auf dem Titelblatt des Auktionskataloges Platz zu nehmen?

Katalog der 67. Auktion am 23.4.2017 - Historische Wertpapiere für Sammler, Historiker, Heimatforscher, Kunstliebhaber und Kapitalanleger. Entdecken auch Sie das faszinierende Hobby mit den besten Zukunftsaussichten!
  67. Auktion am 23.4.2018

Archiv der I.G. Farbenindustrie-Vorläufer, versteigert am 20.11.2017

Ein sensationeller Fund zur geschichtlichen Dokumentation der chemischen Industrie Deutschlands

Die in der Auktion angebotenen Stücke stammen aus dem Archiv der ehemaligen I.G. Farbenindustrie AG i.A.
Es handelt sich dabei um Aktien, die im Zuge des Umtauschs nach der Verschmelzung in den 20er und 40er Jahren zunächst bei den Hinterlegungsstellen des Gerichts lagen und in den 30er und 40er Jahre dann an die I.G. Farbenindustrie AG übersandt wurden. Außer diesen hier in dieser Auktion angebotenen Aktien existieren keine weiteren Stücke aus diesem Archiv.

Ausnahmslos alle Stücke aus diesem Auktionssonderteil „I.G. Farben-Vorläufer“ wurden verkauft, teilweise deutlich über dem Startpreis.

Insgesamt haben vier Mitarbeiter des Auktionshauses an 7 Telefonen Gebote entgegen genommen. Hinzu kamen noch etliche Schriftbieter, die ihre Gebote bereits vorab eingereicht haben.

Hier beispielhaft einige Zuschläge:

Los Nr. 838 AG für Anilin-Fabrikation, Berlin-Treptow, 1914 (AGFA) Ausruf: 1.500,- Euro / Zuschlag: 3.200,- Euro
AG für Anilin-Fabrikation
Berlin-Treptow (AGFA)
Aktie von 1914

Los Nr. 838
AG für Anilin-Fabrikation, Berlin-Treptow, 1914 (AGFA)
Ausruf: 1.500,- Euro / Zuschlag: 3.200,- Euro

Los Nr. 839
AG für Anilin-Fabrikation, Berlin-Treptow, 1921 (AGFA)
Ausruf: 1.200,- Euro / Zuschlag: 3.200,- Euro

Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a.M., 1898
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a.M.
Aktie von 1898

Los Nr. 840
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a.M., 1898
Ausruf: 1.800,- Euro / Zuschlag: 7.200,- Euro

Los Nr. 841
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a.M., 1917
Ausruf: 1.800,- Euro / Zuschlag: 3.400,- Euro

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Comp., Elberfeld, Aktie von 1898
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Comp.
Elberfeld, Aktie von 1898

Los Nr. 844
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Comp., Elberfeld, 1898
Ausruf: 7.500,- Euro / Zuschlag: 11.000,- Euro

Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst am Main, Aktie von 1899
Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst am Main
Aktie von 1899

Los Nr. 852
Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst am Main, 1899
Ausruf: 7.500,- Euro / Zuschlag 11.500,- Euro

Los Nr. 853
Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst am Main, 1904
Ausruf: 4.000,- Euro / Zuschlag 7.800,- Euro

Herzliche Glückwünsche an die Käufer dieser wirtschaftsgeschichtlich im höchsten Maße bedeutenden Exponate!