Die Spanischen Königlichen Handelsgesellschaften

Historische Wertpapiere der Spa­ni­schen Kö­nig­li­chen Han­dels­ge­sell­schaf­ten des 18. Jahr­hun­derts

1991 veröffentlichte der bekannte Schweizer Sammler Alexander Kipfer das Buch „Historische Wertpapiere der Spa­ni­schen Kö­nig­li­chen Han­dels­ge­sell­schaf­ten des 18. Jahr­hun­derts„, das Ergebnis seiner Forschung und Dokumentation der frühkapitalistischen Wirtschaft des mächtigen spanischen Weltreiches.

Nachfolgend stelle ich Ihnen einige Wertpapiere vor, die Herr Kipfer erforscht hat, alles kulturhistorisch hochbedeutende Raritäten, die in unserem Sammlermarkt gehandelt wurden.

Compañía General de Comercio de los cinco Gremios Mayores, Madrid, Aktie von 1773.
Compañía General de Comercio de los cinco Gremios Mayores
Madrid, Aktie von 1773

Kipfer E 63-2

Compañía General de Comercio de los cinco Gremios Mayores,
Madrid, Aktie von 1773

Die Macht der Zünfte war im 18. Jh. nicht nur in Spanien unglaublich groß und ihre monopolähnlichen Stellungen vermehrten den Reichtum immer weiter. Nach dem Steueraufkommen waren in Spanien die größten Zünfte diejenigen der Goldschmiede, der Kurzwarenhändler, der Seidenhändler, der Tuchhändler und der Wollhändler. Diese fünf schlossen sich 1679 zusammen, um künftig ihre Handelstätigkeiten abzusprechen.

Als eigenständige Handelsgesellschaft erschienen die „Cinco Gremios“ erstmals 1752 mit dem Privileg für den Westindien-Handel (also Mittel- und Südamerika). 1763 erfolgte die Gründung einer Aktiengesellschaft, deren Besitzer nicht mehr, wie zuvor die Zünfte, sondern deren einzelne Mitglieder waren.

Das Kapital wurde mit 30 Mio. Reales vorgesehen, 5 Mio. wurden sofort eingezahlt, kein einzelner Aktionär durfte davon mehr als 4 % besitzen. Neben den Handelsprivilegien besaß die Gesellschaft das Recht zur Steuererhebung und zur Unterhaltung einer eigenen Flotte. Handelsstationen entstanden in Veracruz, Mexico, Lima, Arequipa, Guatemala und Manila, eigene Niederlassungen in London, Paris und Hamburg. Neben dem Monopol für den Marokko-Handel kam nun auch noch eine eigene Seeversicherung dazu.

Die Gründung einer eigenen Bank brachte die Gesellschaft in Konflikt mit der spanischen Nationalbank, der Banco Nacional de San Carlos. Erst im Jahr 1846 wurde die Handelsgesellschaft der Fünf Großen Gilden aufgelöst und der Geschäftssitz an der Calle de Atocha in Madrid verkauft, und die La Sociedad Fabril y Comercial de los Gremios wurde gegründet.

Companhia Real de Toledo unida a la de Extremadura, Aktie von 1751.
Companhia Real de Toledo unida a la de Extremadura
Aktie von 1751

Kipfer E 51

Companhia Real de Toledo unida a la de Extremadura
Aktie von 1751

Gründung 1748 zwecks Kultivierung von Maulbeerplantagen, Seidenraupenzucht sowie Herstellung von Seide. Vor allem sollten die arg heruntergewirtschafteten Seiden- und Textilmanufakturen in und um Toledo wieder in Schuß gebracht werden. Neben dem Handel mit Seidenstoffen handelte die Gesellschaft auch mit Waffen, Wolle etc.

Die französische Revolution hatte auf den Seidenhandel der Gesellschaft katastrophale Auswirkungen: Von den Revolutionären als Luxusartikel verdammt, fanden sich für die Seidenstoffe kaum noch Abnehmer. Schlußendlich führte das zum Konkurs der Gesellschaft.

Sehr schöner Ganzkupferstich auf Kalbspergament mit herrlichem, vollkommen intakten Flauschensiegel.

Kipfer E 48 La Real Comp. de Comercio Establecida en Barcelona, Aktie von 1758.
La Real Comp. de Comercio Establecida en Barcelona
Aktie von 1758

Kipfer E 48

La Real Comp. de Comercio Establecida en Barcelona
Aktie von 1758

Die spanische Handelsgesellschaft mit Sitz in Barcelona erhielt 1755 ihre Konzession, mit der Auflage, dass 400.000 Pesos von den 1 Mio. Pesos Grundkapital gezeichnet werden mussten, ehe die Gesellschaft ihre Tätigkeit aufnehmen durfte. Sie betrieb insbesondere Handel mit Santo Domingo, Puerto Rico sowie Margarita und hatte das Monopol für Honduras und Guatemala. Während des Krieges zwischen Spanien und England ging die Gesellschaft an die „Neue Filipinas“ über.

Gemäldeartiger, fast ganzflächiger Druck auf Pergament. Abbildung des Hafens mit Segelschiffen, im Hintergrund Stadtansicht von Barcelona, umrahmt von vier katalanischen Heiligen und der Heiligen Muttergottes von Montserrat mit Strahlenkranzkrone und Jesuskind, Putti und den Wappen Spaniens und der Stadt Barcelona.

Ignatius Valls, der Kupferstecher dieses ungewöhnlich prachtvollen Stückes, war Spezialist für großformatige Historienbilder. Gestaltet wurde es von dem Zeichner Emanuel Tramullas Pictor. Originalunterschriften des Präsidenten und zweier Verwaltungsräte (Direktoren).

Real Compañía de San Fernando de Sevilla, Aktie von 1748. Eine der Inkunabeln der Finanzgeschichte.
Real Compañía de San Fernando de Sevilla
Aktie von 1748
Eine der herrlichsten Inkunabeln der Finanzgeschichte

Kipfer E-48

Real Compañía de San Fernando de Sevilla
Aktie von 1748

Diese zweitgrößte der spanischen Handelsgesellschaften wurde 1747 in Sevilla gegründet. Das spanische Weltreich befand sich zu dieser Zeit bereits im Niedergang, doch die neugegründete Gesellschaft sollte sich noch einmal voll in das einträgliche Südamerika-Geschäft einschalten, vor allem, um die Staatskasse mit den von dort kommenden Edelmetallen anzureichern. Weiterer Zweck war die Förderung und Erweiterung der Textilindustrie in Kastilien, und schließlich besaß die Gesellschaft das Recht zum Handel mit allen Kolonien außer Caracas und Havanna.

Bei der Gründung wurde auch 1 Million Pesos flämisches Kapital mit hereingenommen. Als 1750 eine Geschäftsflaute eintrat, nutzten die flämischen Aktionäre die Gunst der Stunde (sinkende Kurse) und gewannen über Strohmänner zeitweise sogar die Aktienmehrheit.

Die Aufdeckung von Korruptionsfällen und unseriösen Handelspraktiken führte schließlich ab 1770 zum Niedergang dieser Gesellschaft.

Geblieben sind die ohne Zweifel aufwendigsten Aktienzertifikate aller Zeiten, die nirgends sonst übertroffen werden.

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