Highlights der 75. Auktion

Eine kleine Auswahl der Topstücke meiner 75. Auktion Historischer Wertpapiere am 26. April 2022

Los Nr. 58
Startpreis: 1.000,00 EUR (Zuschlag: 1.150,- Euro)
Chemische Fabrik von Maerklin et Comp.
Actie über 500 Gulden, Nr. 23
Freudenstadt, 1.6.1831
Gründeraktie (R 8). Freudenstadt wurde im Jahr 1599 von Herzog Friedrich I. als Friedrichstadt gegründet und von vertriebenen Protestanten aus Österreich, der Steiermark und Kärnten bevölkert. Mangels bodenständiger Erwerbsmöglichkeiten der neuen Bürger entwickelte sich im Laufe der Zeit eine ungewöhnlich umfangreiche Metall-, Holz- und Textilindustrie. So ist es auch nicht verwunderlich, dass aus dieser Stadt auch das älteste bekannte Wertpapier der Chemie-Industrie stammt: Die Fabrik wurde im Jahr 1811 von Otto Pauli aus Lindau und dessen Schwager, Apotheker Merkle in Freudenstadt errichtet. Sie lieferte kohlensaures und salzsaures Ammonium, blausaures Kali, Salzsäure, Glaubersalz, Berlinerblau, Beinschwarz, Knochengallerte, Salmiakgeist und Phosphor. Die Fabrikate genossen wegen ihrer besonderen chemischen Reinheit einen bedeutenden Ruf. Sie wurden vornehmlich in die Schweiz, aber auch nach Frankreich, Baden und Bayern exportiert. Beschäftigt wurden 40-50 Personen. Nach dem Tode des Apothekers Merkle wandelten seine Witwe (Luise Märklin) und der Mitgründer Otto Pauli das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, von beiden befinden sich auch die entwerteten Originalunterschriften auf der Aktie. Originalunterschriften, vorderseitig mit papiergedecktem Siegel.
Rückseitig Vermerke bis 1841, beurkundet mit einem papiergedeckten Lacksiegel.


Los Nr. 61
Startpreis: 450,00 EUR (Zuschlag: 2.400,- Euro)
Deutsche Dampfschifffahrts-Gesellschaft Hansa
Aktie über 1.000 Mark, Blankett
Bremen, 2.12.1921
(R 12) Gründung 1881 durch Bremer Kaufleute für die Große Fahrt nach Ostindien, die Mittelmeerfahrt und die Ostseefahrt. 1898 konnten Pläne für regelmäßige Liniendienste nach Portugal, zum La Plata, in den Golf von Mexico und nach Ostindien verwirklicht werden. Nach 1900 besaß die Gesellschaft mit 80 Schiffen die größte Frachtschiffsflotte der Welt! Alles ging als Folge des 1. Weltkriegs verloren. Nach erfolgreichem Wiederaufbau stand die Reederei nach dem 2. Weltkrieg erneut vor dem Nichts, wieder ging sie aller ihrer 53 Frachtschiffe verlustig. Erneut gelang der Wiederaufbau, aber nicht von Dauer: Finanziell zu sehr geschwächt ging die AG nach mehrfachem Auf und Ab letztendlich 1980 doch in Konkurs. Die Aktie stammt aus der Kapitalerhöhung um 110 Millionen Mark, eingeteilt in 60.000 Stamm-Aktien und 50.000 Vorzugsaktien zu je 1.000 Mark. Die Stamm-Aktien wurden übernommen von einem Konsortium unter der Leitung der Direktion der Disconto-Gesellschaft, Filiale Bremen. Dekoratives Stück mit Abbildung der Reederei-Flagge. Oberer Rand links mit Abdruck einer Büroklammer, beiliegender Kuponbogen am oberen Rand links mit kleiner Fehlstelle, da wo die Büroklammer Rost angesetzt hatte. Rarität aus einem vor Jahrzehnten aufgelösten Archiv.


Los Nr. 79
Startpreis: 750,00 EUR (Zuschlag: 900,- Euro)
Frankfurter Bank
Actie Serie I über 500 Gulden, Nr. 59
Frankfurt a.M., 1.6.1856
Gründeraktie, Auflage 20.000 (R 8). Die Gründung der Frankfurter Bank (als Notenbank der Freien Reichsstadt Frankfurt mit Privilegium, Privatbanknoten auszugeben) erfolgte 1854. Zu den Gründern zählten die Bankhäuser Gebrüder Bethmann, Grunelius & Co., Rothschild & Söhne sowie die Frankfurter Vereinskasse. Die Konzession wurde vom Rat der Stadt Frankfurt auf Antrag der oben erwähnten Gründer erteilt. Das „Provisorische Bank-Comite“, das allen Frankfurter Bürgern die Möglichkeit zur Beteiligung geben wollte, wurde vom Erfolg des Zeichnungsaufrufes im Jahr 1854 völlig überrascht: Der Andrang war so groß, daß die Münzgasse am Sitz der Bank vom Militär gesperrt werden mußte. Zeichnungswillige aus
Sachsenhausen brachten das für die 5%ige Kaution erforderliche Silbergeld gleich auf Schubkarren über den Main. Zum Schluß war bei 9.531 Anmeldungen das ohnehin sehr hohe Gründungskapital (10 Millionen Gulden) noch um das 16fache überzeichnet (zu dieser Zeit hatte Frankfurt gerade 80.000 Einwohner!). Im Aufsichtsrat waren im Laufe der Jahre mit von Grunelius, von Metzler, Hauck, von Bethmann, Oppenheimer u.a. alle großen Namen der Frankfurter Finanzwelt vertreten. Die Frankfurter Bank als Privatnotenbank belebte nicht nur den Notenumlauf vor allem im süddeutschen Raum, sie übernahm auch für die nahezu 100 Privatbanken der Stadt eine Art Zentralbankfunktion. 1871 war sie bereits die drittgrößte deutsche Bank. Durch die Gründung der durch das Bankgesetz vom 14.3.1875 geschaffenen Deutschen Reichsbank wurde die ursprüngliche Funktion als private Notenbank ab diesem Zeitpunkt erheblich eingeschränkt. Es durften nur noch 100 Mark-Banknoten ausgegeben werden. Weitere Einschränkungen der Notenemission durch die Reichsbank veranlaßten die Frankfurter Bank, im Jahr 1901 ihr Notenprivileg aufzugeben. Die seit 1876 umlaufenden Frankfurter Banknoten wurden zum 31.12.1901 eingezogen. Statt dessen wurde der Frankfurter Bank vom preußischen Staat aber das Privileg der Mündelsicherheit verliehen, welches bis zum Ende des 2. Weltkrieges die Basis ihrer Geschäftstätigkeit bildete. Somit wurde aus der Notenbank eine Vermögensverwaltungsbank mit Depot- und Effektengeschäften. Ab 1925 war die Frankfurter Bank am Platz Frankfurt als Vertreterin der Preußischen Staatsbank (Seehandlung) tätig, die sich bei der Gelegenheit auch kapitalmäßig mit 10 % beteiligte und damit größter Aktionär war. Auch im Tages- und Termingeldhandel zwischen den Kreditinstituten war die Frankfurter Bank tätig, nicht jedoch im Kreditgeschäft mit der Industrie. Das kam ihr in der Weltwirtschaftskrise zugute, da sie von den Problemen in Zahlungsnot geratener Betriebe nicht betroffen war. Nach der Währungsreform 1948 unter der Leitung von Hermann Jannsen richtete sich die Bank neu aus und wandelte sich zur überregionalen Kreditbank. Nun wurden, im Gegensatz zu früher, auch Geschäftsverbindungen mit in- und ausländischen Großunternehmen aufgenommen. 1962 eröffnete die Bank erstmalig in ihrer Geschichte auch Zweigniederlassungen. 1970 erfolgte die Fusion mit der „Berliner Handelsgesellschaft“ zur BHF-Bank, das war bis dahin der größte Bankenzusammenschluß der deutschen Nachkriegsgeschichte. 1998/99 Übernahme durch die niederländische ING-Gruppe. 2005 Übernahme durch Sal. Oppenheim und Weiterführung als „BHF-Bank- privat seit 1854“. Seit Sal. Oppenheim 2010 von
der Deutschen Bank aufgefangen wurde sucht der neue Eigentümer für die BHF-Bank schon wieder einen Käufer. Mit beiliegendem restlichen Kuponbogen (zwei Kupons für 1892 und 1893). Eine vertikale Knickfalte in der Papiermitte, insgesamt eine ausgesprochen gute Sammlerqualität. Eingetragen auf den Kaufmann und Abgeordneten Friedrich Jacob Keßler-Gontard (1806-1889), 1838, 1841-1848, 1850 Mitglied der Gesetztgebenden Versammlung der Freien  Stadt Frankfurt, 1844-1850 Senator. Gedruckte
Unterschriften von Meyer Carl von Rothschild als Verwaltungspräsident sowie im Original von F.A. Jay als Vize-Präsident und Isaac Gille als erster Direktor. Doppelblatt, inwendig 1889 übertragen.


Los Nr. 102
Startpreis: 400,00 EUR (Zuschlag: 480,- Euro)
Junkers Flugzeug und Motorenwerke AG
Sammelaktie über 5.000 x 1.000 RM, Nr. 20001-25000
Dessau, Oktober 1937
Auflage 20 (R 8). Gründung 1917 als Junkers Fokkerwerke AG. Der geniale Luftfahrtpionier Prof. Hugo Junkers arbeitete zuerst mit Anthony Herman Gerard Fokker zusammen (Fokker bot bei Ausbruch des I. Weltkrieges seine Dienste beiden Seiten an; die Deutschen akzeptierten als erste). 1918 kehrte Fokker nach Holland zurück. 1919 Umfirmierung in Junkers Flugzeugwerk AG und 1936 in Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG anläßlich der Übernahme der Junkers Motorenbau GmbH und der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik GmbH. Die Nazis enteigneten Prof. Junkers 1933 nicht nur, sondern erteilten ihm in seiner Firma sogar Hausverbot. Die Junkers-Werke wurden im 2. WK dann der wichtigste Flugzeuglieferant für die deutsche Luftwaffe. Die Werke im Osten wurden nach dem Krieg enteignet. 1958
Sitzverlegung von Dessau nach München, wo Basisforschungen und Entwicklungen der Luft und Raumfahrttechnologie weiterbetrieben wurden. Alleinaktionär war nun die Flugzeug-Union-Süd GmbH (die wiederum zur Messerschmitt AG in Augsburg gehörte, einem indirekten Vorläufer von Airbus Industries und damit auch der 2000 gegründeten EADS). Ab 1967 GmbH. 1973 übernommen von der Daimler-Benz Luft- und Raumfahrt Holding AG. Firmenname und Umrahmung vorgedruckt, Text maschinenschriftlich, mit Originalunterschriften des Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich Koppenberg (ein von den Nazis 1933 als Nachfolger für Prof. Hugo Junkers geschickter grobschlächtiger Stahlmanager aus dem Flick-Konzern, der es ab 1934 schaffte, in nur 10 Monaten Bauzeit das neue riesige Junkerswerk hinter das alte Werk zu klotzen) und der Vorstände Richard Thiedemann und Hans Friesecke. Kleine Lochentwertung unten in der Mitte. Einer der bedeutendsten deutschen Luftfahrtwerte!


Los Nr. 151
Startpreis: 1.250,00 EUR (Zuschlag: 1.400,- Euro)
Preussische Boden Credit Actienbank
Actie über 200 Thaler, Nr. 20866
Berlin, 1.1.1873
Gründeremission, Auflage 50.000 (R 8). Das von den Initiatoren unter Führung des Geh. Admiralitätsrates Stephan vorgelegte Statut datiert vom 21.12.1868 und war vom König von Preußen zu genehmigen: die Gründung einer Aktiengesellschaft war vor Inkrafttreten des Aktiengesetzes kein selbstverständliches Recht, sondern ein landesherrliches Privilegium. Erteilt wurde die landesherrliche Genehmigung nur, wenn die Behörden vom Nutzen des Unternehmens für die wirtschaftspolitischen Ziele zu überzeugen waren. Die Preußische Boden-Credit-Actien-Bank wurde zu einer sehr erfolgreichen Gründung. 1921-1925
Zusammenschluss mit der Deutschen Hypothekenbank Meiningen, der Westdeutschen Bodenkreditanstalt in Köln, der Norddeutsche Grund-Credit-Bank in Weimar, der Frankfurter Pfandbrief-Bank, der Schlesischen Boden-Credit-Actien-Bank in Breslau, der Leipziger Hypothekenbank und der Mecklenb. Hypotheken- und Wechselbank in Schwerin zur „Gemeinschaftsgruppe deutscher Hypothekenbanken“. 1930 Fusion mit der Preußischen Pfandbrief-Bank und der Preußischen Central-Boden-Credit-AG zur Deutschen Centralbodenkredit-AG. Als solche jahrzehntelang eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank und die größte reine Hypothekenbank in Deutschland. 1995/98 Fusion mit den beiden anderen Hypothekenbank-Töchtern der Deutschen Bank (Frankfurter Hypothekenbank AG und Lübecker Hypothekenbank AG) zur “EUROHYPO AG Europäische Hypothekenbank der Deutschen Bank”, 2001 schließlich gingen in der EUROHYPO auch noch die Realkredit-Töchter der Commerzbank AG (Rheinische Hypothekenbank AG) und der Dresdner Bank AG (Deutsche Hypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG) auf. Heutiger Großaktionär ist die Commerzbank. Die Aktie ist eine einmalig schöne Arbeit der Preußischen Staatsdruckerei. Mitte der 80er Jahre wurden in einem Notariat im schottischen Glasgow ca. 15 dieser Aktien entdeckt (eine weitere Quelle hat es nie gegeben). Dort schlummerten fast ein Jahrhundert lang in einem Nachlaß völlig unbeachtet deutsche Wertpapiere, die, wären sie nur immer rechtzeitig eingereicht worden, heute ein zweistelliges Millionen-Vermögen bedeuten würden. Stattdessen wurde auch bei dieser Aktie, die im 1. Weltkrieg als “Feindvermögen” behandelt wurde, später die RM-Umstellung versäumt, obwohl die Bank selbst ja bekanntlich prosperierte. Doppelblatt. Unterer Rand leicht tintenfleckig, eine leichte horizontale Knickfalte, insgesamt eine sehr gute Sammlerqualität. Das Stück stammt aus einer hochwertigen, vor über 20 Jahren angelegten Sammlung.


Los Nr. 256
Startpreis: 450,00 EUR (Zuschlag: 0)
Lokalbahn Vöcklamarkt-Attersee
Aktie 200 Kronen, Nr. 280
Gmunden, 1.5.1913
Gründeraktie, Auflage 1.620. Gegründet 1913 zum Bau der 13,4 km langen meterspurigen elektrischen
Lokalbahn von Vöcklamarkt (an der Westbahnstrecke Wien-Linz-Salzburg) zum Ort Attersee. Die noch heute in Betrieb befindliche Bahn hat große Bedeutung für den Fremdenverkehr der Region. Einst spielte auch der Güterverkehr (vor allem Lang- und Schnittholztransporte) eine große Rolle. Hauptanteilseigner sind die Stern & Hafferl Verkehrsges. mbH (75,9 %) sowie das Land Oberösterreich über die OÖ Verkehrsholding (10,5 %). Doppelblatt. 1927 auf 200 S umgestellt. Äußerst seltenes Papier: nur 4 Exemplare sind bis heute erhalten geblieben!


Los Nr. 286
Startpreis: 750,00 EUR (Zuschlag: 750,- Euro)
Atlantic & Pacific Railroad Company
Aktie über 100 shares à 100 $, Nr. C 3770
New York, 6.5.1875
Missouri Division Preferred Stock. 1853 gegründet mit einem für die damalige Zeit eigentlich unvorstellbaren Kapital von 100 Millionen $. Gebaut wurden anfangs nur zwei kleine Strecken: von Franklin (später Pacific) nach Dillon (71 Meilen, fertig 1860) und Rolla (6 Meilen, fertig 1861). Neu konzessioniert 1866 durch einen “Act of Congress” für den Bau einer 2.000 Meilen langen Bahn von Springfield, Missouri zum Pazifik parallel zum 35. Breitengrad. Die US-Bundesregierung unterstützte den Bahnbau mit umfangreichen Landschenkungen unter der Bedingung, daß die Bahn bis 1878 fertig sein sollte. Fertiggestellt wurde im Osten der Abschnitt von St. Louis, Mo. nach Tulsa, Oklahoma und im Westen eine Strecke von Albuquerque, New Mexico nach Südkalifornien. Das dazwischenliegende Stück wurde nie vollendet. 1897 in der St. Louis & San Francisco Railway (Central Division) bzw. der Santa Fe Pacific Railway (Western Division) aufgegangen – die dann am Ende wieder gemeinsam bei der heutigen Burlington Northern Santa Fe landeten. Großartige und riesige, 17 cm breite Vignette mit links im Bild der San Francisco Bay und rechts im Bild dem Mississippi, in der Mitte die Rocky Mountains, dazwischen fährt eine Eisenbahn. Ein Unikat aus einer uralten US-Sammlung.


Los Nr. 310
Startpreis: 1.000,00 EUR (Zuschlag: 1.000,- Euro)
Electro-Magnetic Company
Aktie über 10 shares à 100 $, Nr. 33
Providence, R.I., 5.12.1838
Gründeraktie. Gegründet 1838 von dem bedeutenden Wissenschaftler Charles Thomas Jackson zwecks Realisierung seiner Erfindung eines elektromagnetischen Schreibtelegrafen. Jackson studierte Physik bei dem berühmten Wissenschaftler Claude Servais Mathias Pouillet in Paris. 1832 fuhr er mit einem Schiff von Le Havre nach New York. Während der Schiffsreise demonstrierte er den Mitreisenden an Deck verschiedene elektrische Geräte, u.a. einen Elektromagneten. Im Publikum befand sich auch Samuel F. B. Morse, mit dem er die Möglichkeiten der Nutzung von Elektrizität für Fernkommunikation erörterte. Morse, der zu dieser Zeit nichts weiter als ein Gelegenheitsmaler  war, tüftelte an der Sache weiter herum, konstruierte 1837 den ersten Morseapparat und ließ die Erfindung 1840 patentieren. Jackson (der 1837 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt wurde) behauptete stets, der wahre Erfinder des Schreibtelegrafen zu sein. Doch die Gerichte sahen es anders und urteilten 1853, daß für die Nutzung der Telegrafie alle Firmen Lizenzgebühren an Morse zu zahlen hätten. Wunderschönes Papier mit Kupferstich-Vignetten, u.a. Porträt von Benjamin Franklin. Als Präsident unterschrieb die Aktie eigenhändig der bedeutende US-amerikanischer Mediziner, Chemiker, Geologe und Mineraloge Charles Thomas Jackson (1805-1880), seinen Angaben nach, der wahre Erfinder der Telegrafie. 1847 wurde Jackson zum „Obergeologen“ für den Lake Superior Land Distrikt ernannt, der sich zu einer der größten kupferproduzierenden Region der Welt dank ihm entwickeln sollte. Auch die Verwendung von Äther als Narkosemittel wurde zuerst von Jackson propagiert, auch wenn der US-Zahnarzt William Morton als Begründer der modernen Narkose gilt. Stellenweise leichte Verfärbungen, keine Verletzungen: insgesamt eine sehr schöne Sammlerqualität. Seit vielen Jahre das einzige bekannte Stück. Museale Rarität.


Los Nr. 350
Startpreis: 480,00 EUR (Zuschlag: 540,- Euro)
Peach Bottom Railway Company
Aktie über 1 share à 50 $, Nr. 5
Pennsylvania, 15.7.1873
Die erste Schmalspurbahn im Staat Pennsylvania. Erste Pläne gab es bereits um 1860, und im Herbst 1861 marschierte der 24-jährige William H. Brown („Billie Brown“) los, ohne überhaupt dafür bezahlt zu werden, und steckte auf 20 Meilen Länge die mögliche Streckenführung von Oxford im Chester County nach Pine Grove am Octoraro Creek ab. „Billie Brown“ hatte dabei Großes im Auge und dachte sich die Strecke als Teil einer bedeutenden Ost-West-Verbindung von Wilmington, Del. bis zum Mississippi – doch im bald darauf beginnenden amerikanischen Bürgerkrieg gingen diese Pläne unter. Sie zeigten aber, was in William H. Brown steckte: Später arbeitete er 44 Jahre für die Pennsylvania RR, davon 32 Jahre als deren Chefingenieur; er verantwortete hunderte von Bauvorhaben, darunter mit der 1902 fertiggestellten Rockville Bridge über den Susquehanna River die bis heute längste Steinbogenbrücke der Welt; es ist nicht übertrieben zu sagen, daß u.a. er die PRR zu dem machte was sie dann war. Aber zurück zu unserer Lokalbahn: Die schließlich 1868 konzessionierte Peach Bottom Railway ging im Herbst 1873 in Betrieb. Sie war das magere Ergebnis der viel hochfliegenderen Pläne für eine „Wilmington & Western“, die zwischen den Hauptstrecken der Pennsylvania RR und der 50 Meilen südlich verlaufenden Baltimore & Ohio die fruchtbaren Chester, Lancaster, York und Adams Counties und die Wälder und Kohlevorkommen in Zentral-Pennsylvania erschließen sollte. Im September 1881 war die Bahn zum ersten Mal pleite und wurde als „Railroad“ reorganisiert. 1890 folgte die nächste Pleite, danach Reorganisation als Lancaster, Oxford & Southern RR. Für diese Bahn interessierte sich nie einer der großen Konzerne, es war und blieb immer eine Bahn der kleinen Leute, in der die Streckenanrainer im Laufe der Jahrzehnte mit zwei Konkursen eine 1/2 Million Dollar „versenkt“ hatten. So ist es fast eine Ironie der Geschichte, daß nach Betriebsstilllegung 1918 und Versteigerung von allem, was nicht niet- und nagelfest war, die letzten Aktionäre auf 100 $ Aktiennennwert 250 $ herausbekamen. Zwei tolle Holzstich-Vignetten: Landschaftspanorama der von der Bahn durchfahrenen Gegend, Personenzug. Original signiert von dem Politiker Stephen G. Boyd als Präsident. Unentwertet. Aktien der in der Reorganisation 1881 entstandenen „Peach Bottom Railroad“ sind zwar auch extrem selten, wurden aber gelegentlich schon angeboten. Dieses Stück der vorhergehenden „Railway“ ist dagegen ein Unikat. Aus einer uralten US-Sammlung!


Los Nr. 391
Startpreis: 450,00 EUR (Zuschlag: 450,- Euro)
Wallkill Valley Railway Company
7 % Gold Bond über 500 $, Nr. 259
New York, 1.10.1870
Gegründet 1866 als „Railway“ zum Bau der 33 Meilen langen Bahn Montgomery-Kingston, N.Y. in den Ulster und Orange Counties im oberen Staat New York. Die Bahn wurde in der Erie-RR-üblichen 6-Fuß-Spur gebaut und stand nach ihrer Fertigstellung 1872 über 10 Jahre lang unter der Betriebsführung der Erie RR. Ebenfalls 1872 wurde Captain Thomas Cornell Präsident der Bahn, führte sie durch persönliche Bereicherung in den Ruin, erlangte aber nach der Reorganisation 1877 als „Railroad“ unter sonst gleichem Namen erneut die Kontrolle. Als bekannt wurde, daß die West Shore RR nach Kingston kommen würde, verlängerte Cornell seine Bahn in West-Shore-Land und verkaufte sie dann 1881 für etwa 1 Mio. $ an die West Shore, die sie als Wallkill Valley Branch fortführte. 1884 wurde die West Shore ihrerseits von der New York Central geschluckt. Der Personenverkehr auf der Wallkill Valley Branch wurde bereits 1937 eingestellt, der Güterverkehr in der Conrail-Ägide 1977, nachdem man feststellen musste, daß sich die Fundamente des den Rondout Creek überspannenden Rosendale Viaduct verschoben hatten und die Instandsetzung viel zu teuer gewesen wäre. Nur noch zwei winzige Abschnitte in Walden und Kingston werden heute von der Norfolk Southern bzw. der Middletown & New Jersey RR für den Güterverkehr genutzt, aus der restlichen Trasse wurden Wanderwege. Ausgegeben zur Finanzierung der Fertigstellung der Bahn, nachdem das Geld wie üblich nicht ganz reichte. Große tolle Vignette mit Eisenbahn vor Stadtansicht, rechts kleine Vignette mit Eisenbahn auf Brücke, davor Rindviecher. Mit Imprinted Revenue. Mit anhängenden restlichen Kupons. Unentwertet. Seit Jahrzehnten sind uns nur drei Stücke bekannt.


Los Nr. 408
Startpreis: 1.500,00 EUR (Zuschlag: 0)
Companhia Paulista
Acção über 200.000 Reis, Nr. 14254
von 1868
Gründeraktie, Auflage 25.000. Die Gesellschaft baute zwischen 1868 und 1971 im Hinterland von São Paulo eine Hauptbahn in Breitspur (1600 mm) und zahlreiche Nebenbahnen (in Spurweite 1000 mm). Der Plan für diese Bahn entstand in den frühen 1860er Jahren, als Grundbesitzer, Händler und Kapitalisten nach einer Möglichkeit suchten, den Kaffee, der im Landesinneren des Staates São Paulo angebaut wurde, zu transportieren. Sie strebten ursprünglich an, dass die São Paulo Railway, auch Inglesa (die englische) genannt, die bereits die Strecke Santos-Jundiaí gebaut hatte, ihre Bahn nach São João do Rio Claro (das heutige Rio Claro) verlängerte, zumal sie dafür auch schon die Konzession hatte. Doch die „Inglesa“ lehnte ab. Selbst eine Verlängerung nur bis Campinas war unmöglich und die Strecke der São Paulo Railway reichte so nur bis nach Jundiaí, wo dann die Strecke der 1868 gegründeten Cia. Paulista begann. 1872 wurde der erste Streckenabschnitt in Breitspur (1600 mm) von Jundiaí nach Campinas eingeweiht, Rio Claro wurde 1875 erreicht und Descalvado 1876. Danach stockte der Ausbau, weil sich die Bahn politischem Druck einflussreicher Fazendeiros nicht beugen wollte, die forderten, dass die Verlängerung nach São Carlos über Morro Pelado (das heutige Analândia) führen sollte. Obwohl es die logische Richtung gewesen wäre, wurde der Cia. Paulista von der Provinzverwaltung nicht erlaubt, die Stammstrecke in Richtung Ribeirão Preto zu verlängern. Die Konzession dafür erhielt statt dessen die Cia. Mogiana. Eine neue Cia. Rio Claro erhielt die Konzession für die Verlängerung nach São Carlos und Araraquara, mit Nebenstrecken nach Jaú und Bauru, ausgehend von Itirapina. Eine später von der Cia. Rio Claro der Cia. Paulista vorgeschlagene Fusion lehnte diese unter ihrem damaligen Präsidenten Fidêncio Nepomuceno Prates ab, obgleich seine Techniker ihm die Zustimmung empfahlen. Die Cia. Rio Claro wurde in der Folge an eine The Rio Claro Sao Paulo Railway verkauft, die ihren Sitz in London hatte. Als Gerüchte aufkamen, die Rio Claro würde mit der Cia. Mogiana fusionieren, entschloss sich die Cia. Paulista unter Antônio da Silva Prado 1892 dann doch zum Kauf, wofür in London eine Anleihe von 2,75 Mio. £ aufgenommen wurde. Zur gleichen Zeit wurden drei weitere kleine Eisenbahngesellschaften übernommen: die Cia. Itatibense de Estradas de Ferro, die Estrada de Ferro de Santa Rita und die Cia. Descalvadense. Diese Übernahmen machten der Cia. Paulista den weiteren Weg ins Landesinnere frei, schließlich reichte sie bis an die Grenze des Staates Mato Grosso do Sul (Region Alta Paulista und Panorama, die durch Eisenbahnanbindung erst kolonisiert wurde) und bis an die Grenze von Minas Gerais (Colômbia). Auf dieser Nebenstrecke besaß die Cia. Paulista sogar ein Kühlhaus in Barretos. 1922 wurde als erste Bahn Brasiliens der größte Teil der Hauptstrecke elektrifiziert. Weitere Expansionsschritte waren die Übernahme der Cia. Estrada de Ferro do Dourado (1949) und der Estrada de Ferro Barra Bonita (1951). Die Personenzüge der Bahn waren für hohen Komfort und größte Pünktlichkeit im ganzen Land berühmt, speziell der Zug R (Rapido) oder Trem Azul (Blauer Zug), der aus Waggons der drei Klassen Pullman, Erste und Zweite Klasse bestand und mit Speisewagen ausgestattet war. Die Cia. Paulista unterhielt zur Reparatur von Lokomotiven und Waggons vier eigene Werkstätten in Jundiaí, Campinas, Rio Claro und Sao Carlos. Die übermäßige Förderung des Straßenverkehrs durch die brasilianische Regierung unter Präsident Juscelino Kubitschek zwang die Cia. Paulista, eine der herausragendsten Bahnen Brasiliens und über ein Jahrhundert lang als niemals verstaatlichte Privatbahn betrieben, 1971 zur Betriebseinstellung. Original signiert von Dr. Clemente Falcao de Sousa Filho, dem Präsidenten der Gesellschaft. Hochdekorative graphische Gestaltung mit vier Vignetten und floralen Ornamenten, als Lithographie ausgeführt. Druck auf Büttenpapier mit aufwändigem Wasserzeichen. Museale Rarität.


Los Nr. 437
Startpreis: 175,00 EUR (Zuschlag: 200,- Euro)
Sofioter Volksbank
Aktie über 50 Gold-Lewa, Nr. 21104
Sofia, 4.2.1920
Die bulgarischen Volksbanken wurden nach dem Muster von Kreditgenossenschaften errichtet. Das Stammkapital wurde durch Zeichnung von Anteilen der Mitglieder aufgebracht. Kredite wurden nur an diese vergeben. Der Generalverband der Volksbanken war das Kontrollorgan und übte durch die Bulgarische Landwirtschafts- und Genossenschaftsbank Aufsicht und Kontrolle aus. Großformatig. Die Aktie gehört zu den schönsten und kunstvollsten Wertpapieren überhaupt, sie ist zum Teil im Golddruck ausgeführt und hat sowohl türkisch-osmanische als auch Jugendstil-Elemente. Links unten Künstlersignatur in der Druckplatte (Lazarow). Mit anhängenden restlichen Kupons ab 1931. Eine horizontale Knickfalte in der Papiermitte, sonst tadellos. Ein wunderschönes Papier, sehr selten!


Für meine zukünftigen Auktionen suche ich laufend Einlieferungen von guten Einzelstücken und/oder kompletten Sammlungen.

Gerne bewerte ich unverbindlich Ihre historischen Wertpapiere – auf Wunsch auch Ankauf zu Höchstpreisen. Schreiben Sie mir (gutowski@mail.de) oder rufen Sie mich an 05331-975524).

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