Leipzig-Reudnitzer

Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik und Eisengießerei, Gründeraktie über 100 Taler von 1872

Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik und Eisengießerei (vormals Goetjes, Bergmann & Co.)
Aktie über 100 Thaler
Leipzig-Reudnitz, 1. Oktober 1872
Gründeraktie, Auflage 9.000 (R 12)
Schätzpreis: 5.000 Euro

Hochdekorativer Druck von Giesecke & Devrient mit zwei Abbildungen: Oben Werksansicht aus der Vogelperspektive, unten Landschaftsvignette, im Vordergrund ein dampfendes Lokomobil. Absolute Rarität!

In der Gründerzeit die größte Maschinenfabrik von Leipzig!

Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik, Lokomobil-Werbung

Gegründet 1858 von Hermann Götjes und Carl Wilhelm Bergmann unter der Firma Goetjes, Bergmann & Comp. – Fabrik für landwirthschaftliche Maschinen, Eisengießerei und Kesselschmiede. Bereits 1862 meldete die „Illustrirte Zeitung“ „Die Maschinenfabrik von Bergmann & Co. zu Reudnitz bei Leipzig hat nach Vollendung der tausendsten großen Dreschmaschine und zwar innerhalb dreier Jahre ihren 200 Arbeitern am 15. März ein solennes Fest im Leipziger Schützenhaus gegeben“. 1865 wurde die Firma für hervorragende Leistungen mit der goldenen Medaille des Königs Johann von Sachsen ausgezeichnet. Produziert wurden transportable Mahlmühlen, Dampf-Dreschmaschinen, Lokomobile von 2 bis 25 Pferdekräften, Sägegatter, Windturbinen, etc. 1872 wurde die  Firma Goetjes, Bergmann & Comp. in eine Actien-Gesellschaft unter dem Namen Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik und Eisengießerei mit einem Kapital von 900.000 Thalern umgewandelt. 1875 war die Fabrik mit 600 Arbeitern die größte Maschinenfabrik in ganz Leipzig. Im gleichen Jahr sank in den Nachwirkungen des „Gründerkrachs“ der Börsenkurs ihrer Aktien bis auf 20 Thaler, ab 1876 wurde keine Dividende mehr gezahlt. Auf einer a.o. Generalversammlung wurde 1878 die Liquidation der AG beschlossen, die bis 1883 andauerte. 1878 siedelte sich auf dem Fabrikgelände in der Lutherstr. 6 neu die Maschinenfabrik von Bachmann & Reiter an (der 28-jährige Richard Hermann Reiter war Sohn von Conrad Reiter, der 1872-77 eines von vier Vorstandsmitgliedern der Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik gewesen war). Mit landwirthschaftl. und gewerblichen Maschinen, Mühlenbauanstalt, Kesselschmiede und Dampfhammerbetrieb setzte sie große Teile der Vorgänger-Aktivitäten fort; die Firma bestand mit großem Erfolg bis 1937. Weitere Firmen, die sich in den 1880er Jahren auf dem Gelände der früheren Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik ansiedelten, waren: die traditionsreiche Buchbinderei-Maschinenfabrik August Fomm (wo schon 1851 ein revolutionärer Papierschneideautomat erfunden worden war, mit einer 1886 entwickelten Dreiseiten-Beschneidemaschine setzte die Firma endgültig die Maßstäbe bei allen Arten von Buchdruckmaschinen, später Nukleus des „Graphischen Viertels“), die Mühlenbauanstalt C. G. Kaiser & Reimelt (die das ganze Grundstück 1937 von Bachmann & Reiter kaufte), die Maschinenfabrik C. L. Lasch & Co. sowie die Bleirohrfabrik Wapler & Söhne. Dass der Amtsschimmel auch in der DDR kräftig wieherte, erfuhr 1950/51 der Bachmann & Reiter-Erbe Fritz Reimelt (nunmehriger Inhaber des letzten Grundstückseigentümers C. G. Kaiser & Reimelt Mühlenbauanstalt): Sein mehrfacher Antrag auf Löschung der Firma stieß auf taube Ohren; erst nach der Wiedervereinigung wurde die Firma 1997 von Amts wegen gelöscht. Heute steht auf dem alten Fabrikareal das moderne Stadtentwicklungsprojekt „Townscape“ der BUWOG.