Los Nr. 42 – Berliner Cichorien-Fabrik AG

Berliner Cichorien-Fabrik AG, Gründeraktie von 1871

Berliner Cichorien-Fabrik AG

Los Nr. 42
Schätzpreis: 5.000,00 EUR
Startpreis: 1.250,00 EUR
Actie 100 Thaler, Nr. 3322
Berlin, 16.9.1871
Erhaltung: VF
Gründeraktie, Auflage 3.500 (R 9). Das Unternehmen geht auf die bereits 1810 gegründete „Cichorienfabrik H.L. Voigt“ zurück, die in der Köpenicker Dorotheenstr. 42 den billigen „Landkaffee“ herstellte. Während der Kontinentalsperre gegen Napoleon wurde der Bohnenkaffee so schwindelerregend teuer, daß man mit der Zichorienverarbeitung der großen Nachfrage gar nicht Herr werden konnte. Das Produkt behielt seine Freunde: Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Betrieb nach Moabit verlegt, wo 1836 mit der Eröffnung der Maschinenfabrik der Kgl. Seehandlung das industrielle Zeitalter begann; bedeutende Firmen wie Borsig und Siemens hatten sich hier ebenfalls niedergelassen. In den 60er Jahren wanderte der Maschinenbau ab, es kam die Nahrungs- und Genußmittel-Industrie. An der Kaiserin-Augusta-Allee erwarb die Cichorienfabrik kurz vor ihrer Umwandlung in eine AG ein 25.000 qm großes Gelände an der Spree.

Die börsennotierte Gesellschaft blieb dank modernster Produktionsanlagen stets rentabel und die Produkte (neben Cichorie und verschiedenen Kaffee-Surrogaten auch Schokolade, Kakao und Tee) fanden unter der Marke „Eisernes Kreuz“ guten Absatz. Um die Jahrhundertwende wandelte sich der Geschmack wiederum zum Bohnenkaffee hin, und wo das Geld dafür nicht reichte, wurde Kathreiner’s Malzkaffee getrunken. Die Zeit der Cichorie war vorbei. Deshalb beschloß die Generalversammlung der Berliner Cichorienfabrik im Jahre 1908 die Liquidation. Erlöse aus Grundstücksverkäufen brachten immerhin noch Liquidationsausschüttungen von nahezu 150 % des Nennwertes.

Nur zwei Hersteller des einstmals volksnahen Kaffee-Surrogats Cichorie sind in unserem Sammelgebiet bekannt (aus Berlin und Braunschweig).

Äußerst dekoratives Papier mit großer Fabrikansicht und kaffeetrinkenden Zwergen im typisch verschnörkelten preußischen Historismus-Stil der Gründerjahre. Maße: 29,5 x 37,5 cm. Mit beiliegendem restlichen Kuponbogen (Kupons für 1909-1910). Kleine Fehlstelle im Prägesiegel. Die Aktie ist fachgerecht restauriert worden: die Rückseite wurde durchgehend mit Japanpapier verstärkt. Zuerst wurden nur 5 Stücke im Jahr 1986 gefunden, zwei weitere Exemplare wurden 2014 in Frankreich entdeckt.

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