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Vladimir Gutowski

Zarskoje Selo-Eisenbahngesellschaft – Museale Rarität

Zarskoje Selo-Eisenbahngesellschaft, Aktie über 60 Rubel St. Petersburg, 31.12.1853 Schätzpreis: 50.000 Euro

Société du Chemin de Fer de Zarsko-Selo
(Zarskoje Selo-Eisenbahngesellschaft)

Aktie über 60 Rubel
St. Petersburg, 31.12.1853

angeboten in meiner 45. Auktion am 8. Oktober 2010 zum Startpreis von 9.000 Euro, zugeschlagen mit 22.000 Euro

Sehr dekorative Vignette mit Darstellung einer Uraltbahn. Zweisprachig russisch/französsich. Mehrere Originalsignaturen. Eingetragen auf das Privatbankhaus „Frères Niedlich“. Das jüdische „Bank- und Wechselgeschäft Gebrüder Niedlich“ in Berlin wurde gegründet nach 1800 von dem Banquier Jtzig Niedlich in Breslau. In der Gründerzeit Umzug nach Berlin, Anschrift: Unter den Linden 65 (heute Sitz der russischen Botschaft in Berlin). 1871 gehörte das nun in Berlin ansässige Bankhaus Gebrüder Niedlich zu den Gründern der bedeutenden „Norddeutsche Gummi· und Guttaperchawaaren-Fabrik, vormals Fonrobert & Reimann, Actien·Gesellschaft“ (1923 umbenannt in „Nordgummiwerke AG“, Berlin).

Äußerst seltene Aktie der allerersten Eisenbahn in Russland, gefunden Ende 2008 in sechs Exemplaren im Nachlaß eines belgischen Textilfabrikanten. Die Aktien der Zarskoje Selo Eisenbahn dürften spätestens 1904 – nach Verschmelzung der Bahn auf die Moskau-Windau-Rybinsk Eisenbahn – eingezogen, entschädigt und vernichtet werden.

Museale Rarität.

Die Zarskoje Selo-Bahn war die erste Eisenbahnstrecke Russlands und die vierte auf dem europäischen Kontinent. Die Strecke verband Sankt Petersburg mit Zarskoje Selo, wo sich die Sommerresidenz des russischen Zaren befand. Der Wiener Professor Franz Anton von Gerstner (1796-1840), Erbauer der Donau-Moldau-Eisenbahn hatte 1834 eine beschwerliche Russlandreise in die Bergwerksregionen des Ural unternommen, um sich mit dem dortigen Stand der Technik bekannt zu machen. Auf seiner Rückreise über St. Petersburg berichtete er dem Zaren Nikolai I und machte ihm zugleich den Vorschlag, in Russland ein Netz von Eisenbahnen zu bauen. Als erste Strecken schlug Gerstner eine erste Schienenverbindung zwischen Moskau und St. Petersburg vor sowie eine zweite zwischen Moskau und Nizhny Novgorod. Dem Zaren leuchtete sehr wohl der Nutzen dieses neuen Transportmittels ein, ganz besonders für die schnelle Beförderung seiner Soldaten im Falle eines Krieges. Trotzdem reagierte er zögerlich und entschied, ein spezielles Komitee zur Entscheidung dieser Frage zu bilden. Dieses Komitee kam zu dem Schluss, dass man zuerst nur eine Probestrecke einrichten und erproben sollte. Der Bau weiterer Eisenbahnen sollte nach dem Willen des Komitees „nicht früher entschieden werden als bis zur Beendigung der Bahn und bis zur Ermittelung aufgrund der Erfahrung der Nutzens solcher Bahnen für den Staat, das Publikum und die Aktionäre bestätigt gefunden wird“. Als Trasse wurde vom Kaiserlichen Komitee die 25 km lange Strecke zwischen St. Petersburg und der Sommerresidenz des Zaren, in Zarskoe Selo, und von da aus noch etwas weiter bis in die Siedlung Pawlowsk ausgewählt. Graf Gerstner, der auf diese Weise das Privileg für die erste russischen Eisenbahnlinie erhielt, fand innerhalb von 6 Monaten und 6 Tagen genügend investitionswillige und – fähige Aktionäre und sammelte so die für den Bau erforderlichen 3,5 Millionen Rubel (17.500 Aktien à 200 Rubel) ein. Hauptaktionäre außer Gerstner waren Hofzeremonienmeister Graf Alexej Bobrinski, die Kaufleute Benedikt Kramer und Iwan Konrad Pliet. Als erster Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft wurde Graf Alexej Bobrinski bestimmt. Am 15.4.1836 gab Zar Nikolai I die Baugenehmigung für die Eisenbahn und ab dem 1.5.1836 begannen die ersten Arbeiten. Während der Bauzeit schufteten 1800 Arbeiter und zusätzliche 1800 Soldaten mit Hacke und Schaufel unter der Aufsicht von 17 Ingenieuren und 30 Vorarbeitern am Bau des Bahndamms. Die Satzung der Aktiengesellschaft war zuerst nur vorläufig bestätigt, da zur selben Zeit an einem ersten Gesetz über die Aktiengesellschaften gearbeitet wurde. Dadurch erfolgte die allerhöchste Bestätigung der AG erst zum 12.8.1837. Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Aktien, die dem hier angebotenen Zertifikat vorangingen, ausgegeben. Die Ausrüstungen, angefangen von den Schienen, dem Befestigungsmaterial, den Waggons und den Lokomotiven wurden in Westeuropa bestellt. Das eingesammelte Geld ging sehr schnell zu Neige. Damit der Bau zügig fortgesetzt werden konnte, wurde für den 19.08.1837 eine erste Vollversammlung der Aktionäre einberufen. Diese gab die Genehmigung einen Kredit von 1,5 Millionen Rubel von der Regierung zu erbitten, und die Regierung entsprach dieser Bitte und stellte den Kredit zur Verfügung. Aus den Abstimmungsergebnissen der Vollversammlung ergibt sich, dass die Gesellschaft um die 100 Aktionäre gehabt haben muss, darunter 85 Ausländer. Es waren insgesamt 183 Stimmen gezählt worden, wobei in den Statuten der Gesellschaft vorgesehen war, dass Aktionäre, die 10 Aktien hatten, eine Stimme hatten, diejenigen, die 50 Aktien besaßen, hatten 2 Stimmen, und alle die, die 100 und mehr Aktien ihr Eigen nannten, bekamen 3 Stimmen. Die erste inoffizielle Eröffnung der Bahn fand am 29.9.1836 statt. Man muss aber dabei sagen, dass zu dieser Eröffnung noch nicht die ganzer Strecke fertig war, sondern nur der ca. 3 km lange Abschnitt zwischen dem Zarenresidenz und der Siedlung Pawlowsk, und, weil die Lokomotiven auch noch nicht da waren, spannte man Pferde vor die Waggons. Die zweite „richtige“ Eröffnung über die gesamte Strecke mit Dampflokomotive und unter Anwesenheit aller Minister und des Diplomatischen Corps wurde am 30.10.1837 gefeiert. Die zweite Vollversammlung der Aktionäre fand am 10.5.1838 statt. Diese wählte den Ingenieur Fassmann zum Generalbevollmächtigten der Gesellschaft für die Aufsicht über den Betrieb und den Unterhalt der Bahn. Gerstner hatte nämlich in der Zwischenzeit Russland verlassen. Zweimal hatte er in der Zwischenzeit noch versucht, die Bahn von seinen Mitaktionären abzukaufen, aber diese wollten ihre Aktionärsrechte nicht hergeben. Die Bahn war nämlich von Anfang an gewinnbringend. Die Passagierzahl von geschätzten 800.000 Personen wurde im ersten Jahr fast haargenau erreicht. Die erste Dividende konnte 4% und die Dividende des zweiten Jahres schon 7% betragen. Das war auch Gerstner zu verdanken, denn er hatte auch von Anfang an über den eigentlichen Bahnbau hinaus vorgesorgt. Er organisierte am Zielbahnhof Pawlowsk eine Konzerthalle, die zu vielfältigen Veranstaltungen einlud, so dass allein dadurch auf Dauer eine große Zahl an kulturbeflissenen St. Petersburger Bürgern zur Benutzung der Eisenbahn gewonnen werden konnte. Ingenieur Fassmann kam jedoch nach kurzer Zeit bei einem Betriebsunfall der Bahn ums Leben und danach wurde entschieden, nicht mehr einen zivilen Ingenieur zu nehmen, sondern einen Stabsoffizier. Generaladjudant A. H. Benkendorf, bis dahin Leiter der 3. Gendarmenabteilung Seiner Majestät, wurde für die technische Leitung der Bahn freigestellt. 1852 wurde die Satzung der Zarskoje Selo Eisenbahn geändert und vom Zaren allerhöchst bewilligt. Die Führungsstruktur der Gesellschaft wurde neu geregelt. Vier Direktoren, statt vorher fünf sollten die Gesellschaft leiten. Sie wurden von den Aktionären gewählt. Jeder der Direktoren mußte mindestens 50 Aktien besitzen. Das Kapital betrug nunmehr 17.500 Aktien je 60 Silber-Rubel entsprechend 1.050.000 Rubel. Mit dieser Kapitaländerung wurde die hier angebotene Aktie ausgegeben. Welche Umstände zu einer Kapitalherabsetzung von 3.500.000 Rubel auf 1.050.000 führten, ist noch näher zu erforschen. Am 20.11.1899 genehmigte Zar Nikolai II die Eingabe der Moskau-Windau-Rybinsk Eisenbahn, zur Übernahme der Zarskoje Selo Eisenbahn. Unter der Führung der Moskau-Windau Rybinsk Eisenbahn wurde die ursprüngliche Strecke ab Pawlows verlängert über die Städte Dno, Novosokolniki bis Vitebsk. Mit Eröffnung dieser verlängerten Strecke hörte gemäß Erlaß der Moskau-Windau-Rybinsk Eisenbahn vom 1.5.1904 die Zarskoe Selo Eisenbahn offiziell auf zu exisistieren.

 

Bonner Renn-Verein, Aktie von 1846

Bonner Renn-Verein, Bonn, Aktie von 1846

Bonner Renn-Verein

Aktie, eingetragen auf Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Karl von Preußen
Bonn, von 1846

Angeboten in meiner 70. Auktion am 2. Dezember 2019, zugeschlagen mit 3.750,- Euro.

Kleinformatiges Papier. Lithographie von Henry & Cohen in Bonn (gegründet 1828, 1937 umbenannt in Bouvier Verlag, 2004 Verkauf der Universitätsbuchhandlung in Bonn an Thalia).

Prinz Friedrich Karl von Preussen (1828-1885), aus innerster Neigung Soldat, ließ er sich von seinem Erzieher, dem späteren Kriegsminister A. von Roon, doch bewegen, als erster preußischer Prinz in Bonn zu studieren. Am 28. April 1846 schrieb sich Prinz Friedrich Karl von Preussen in die Martikel der Universität Bonn ein, der erste unter den preußischen Prinzen, welche später sämmtlich dort studiert haben. Major v. Roon war sein militärischer Begleiter. Er lenkte des Prinzen Studien, bei denen dieser „treffliche Auffassungskraft, aber nicht gerade heroischen Eifer“ zeigte, in die richtige Bahn; sie blieben nicht auf die von ihm bevorzugten kriegswissenschaftlichen Ziele beschränkt, sondern sorgten auch für die allgemeine Bildung des Geistes und des Herzens. Die rheinische Friedrich Wilhelms-Universität übte eine große Anziehungskraft auf die akademische Jugend durch den Ruf berühmter Lehrer, z.B. der Historiker Dahlmann, der Rechtsgelehrte Clemens Th. Perthes, schon zu jener Zeit mit dem nachmaligen General-Feldmarschall Graf Roon in innigster Freundschaft verbunden; Ferdinand Walter, noch ein persönlicher Theilnehmer an den Freiheitskriegen; der Historiker Joh. Wilh. Löbell, die Philologen Friedr. Wilh. Ritschl und Friedr. Gottl. Welcker. Unter den Theologen ragten hervor: August Dorner, Richard Rothe, Friedrich Bleek u. a. Der Prinz hat von Anfang an den Zweck seines Aufenthaltes in Bonn sehr ernst genommen; schon am Tage nach seinem Eintreffen hörte er sein erstes Colleg. Seine persönlichen Anschauungen über die Aufgaben und Ziele, die es hier zu lösen galt, hat er selbst dargelegt in einem Aufsatz aus dem Wintersemester des Jahres 1850, der sich später in seinen hinterlassenen Papieren vorfand. Zunächst verblieb der „rote Prinz“ (so wurde er genannt) nun im Cavalleriedienste. Anfangs beim Gardehusarenregimente in Potsdam, seit April 1852 als Oberst und Commandeur des Gardedragonerregiments in Berlin. Zwei Jahre später wurde er zum Commandeur der 1. Gardecavalleriebrigade und zum Generalmajor befördert. Infolge seines leidenschaftlichen Berufseifers im praktischen Dienst avancierte er rasch: 1856 Generalleutnant (Divisionskommandeur Stettin), 1860 Kommandierender General des III. (brandenburgischen) Armeekorps. Als Gegner des Parade- und Gamaschendienstes, der „traurigen Überbleibsel der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts“, erstrebte er in Theorie und Praxis eine Reform der militärischen Ausbildung: Erweckung des „Füsiliergeistes“ (auch bei der Kavallerie) und Stählung des im Soldaten liegenden „vollen kriegerischen Manneswertes“, der moralischen Eigenschaften. Im deutsch-dänischen Kriege 1864 zunächst Befehlshaber der preußischen Truppen (I. Armeekorps), übernahm er nach Wrangels Rücktritt den Oberbefehl über die verbündete preußisch-österreichische Armee (Düppeler Schanzen, Übergang Alsen). Als Oberbefehlshaber der 1. Armee im Krieg von 1866 siegte er bei Münchengrätz, Gitschin und hielt bei Königgrätz (3.7.) dem überlegenen Gegner bis zum Eintreffen des Kronprinzen stand. Seit dem 20.9.1866 war Friedrich Karl von Preußen Inspekteur der Kavallerie. Als Oberbefehlshaber der 2. Armee erfocht er 1870 die Siege von Gravelotte, Vionville, schloß Bazaine in Metz ein, zwang ihn zur Kapitulation und zersprengte, zum Generalfeldmarschall befördert (Oktober), die französische Loirearmee unter Chanzy (Orléans, Le Mans
1871). Mit dem 16.6.1871 wurde der Prinz zum Generalinspekteur der 3. Armeeinspektion ernannt. Mehr Taktiker als Stratege, ein hervorragender Truppenerzieher, als Feldherr ohne Genialität, war Friedrich Karl von Preussen sicher von Entschluß und zähe im Durchhalten. Von ihm ist das Wort überliefert: „Herr, dazu hat Sie der König zum Stabsoffizier gemacht, daß Sie wissen müssen, wann Sie nicht zu gehorchen haben.“

Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig

Thüringer Gasgesellschaft Prioritäts-Stammactie über 100 Thaler = 300 Mark Leipzig, 28.4.1874

Thüringer Gasgesellschaft

Prioritäts-Stammactie über 100 Thaler = 300 Mark
Leipzig, 28.4.1874
Gründeremission, Auflage 1.500 (R 10)
Schätzpreis: 1.000 Euro

Gründung 1867 in Gotha. Eine Schwerpunktbildung der Geschäftsaktivitäten nach Erwerb einiger Gaswerke in den Vororten von  Leipzig führte 1872 zur Sitzverlegung nach Leipzig. Um 1900 wurden auf  Grund von Konzessionsverträgen mit den betreffenden Kommunen betrieben  die Gaswerke in Aschersleben, Bitterfeld, Schönebeck a.E.,  Waltershausen, Schneidemühl, Oederan, Leipzig-Lindenau, Leipzig-Sellershausen, Leipzig-Gohlis, Bad Kissingen, Egeln, Malstadt-Burbach  (Saar), Suhl, Torgau, Warnsdorf (Böhmen), Viersen, Küstrin, Bramsche,  Neunkirchen (Bez. Trier), Stolberg (Rhld.), Netzschkau i.V., Neustadt a. Orla, Kitzingen, Grosszschocher-Windorf, Mügeln, Dirschau, Böhlitz-Ehrenberg, Pössneck und Pilsen. Damit war die ThüGa der größte Gasversorger im Deutschen Reich. 1902 erfolgte mit dem Bau eines kombinierten Gas- und Elektricitätswerkes in Niedersedlitz (bei Dresden) der Einstieg auch in die Elektrizitätswirtschaft. 1904 Einrichtung der ersten Gasfernversorgung, deren Zahl sich im Laufe der Jahre auf 50 erweiterte. 1930 erlangte die Preussische Elektrizitäts-AG (heute Teil von E.ON) die Aktienmehrheit. Nach der Enteignung in der Ostzone 1948 Sitzverlegung nach Köln. An Eigenwerken besaß die ThüGa nun nur noch die Gaswerke in Bad Kissingen, Petershagen/Weser (erst 1952 erworben) und die Gasversorgung Rastede (Oldbg.) sowie das Elektrizitätswerk Scharzfeld (Harz), ansonsten inzwischen eine Energieholding mit vielfältigen Beteiligungen u.a. an der AG für Licht- und Kraftversorgung in München, der Badische Gas- und Elektrizitätsversorgung AG in Lörrach, der Fränkisches Ueberlandwerk AG in Nürnberg, der Gasanstalt Kaiserslautern, dem Gaswerksverband Rheingau AG in Wiesbaden-Biebrich, der Hessen-Nassauische Gas-AG in Frankfurt-Höchst und der Landesgasversorgung Süd-Niedersachsen AG in Sarstedt (Hann.) 1979 Verschmelzung mit der „AG für Licht- und Kraftversorgung“ und Sitzverlegung nach München. 1986 Umfirmierung in ThüGa AG. 2007 squeeze-out der Kleinaktionäre, 2009 verkaufte E.ON die Thüga auf Grund von Kartellauflagen an ein kommunales Erwerberkonsortium. Die mit der ThüGa assoziierten Unternehmen erwirtschaften heute einen Umsatz von über 16 Mrd. Euro, beschäftigen knapp 20.000 Mitarbeiter und versorgen 3,5 Mio. Gas- und 2,9 Mio. Stromkunden.

SAXONIA Eisenwerke und Eisenbahnbedarf-Fabrik

SAXONIA Eisenwerke und Eisenbahnbedarf-Fabrik Prioritäts-Stammactie über 500 Mark Radeberg, 30.6.1880 Schätzpreis: 7.500 Euro

SAXONIA Eisenwerke und Eisenbahnbedarf-Fabrik

Prioritäts-Stammactie über 500 Mark
Radeberg, 30.6.1880
Schätzpreis: 7.500 Euro

Äußerst dekoratives Wertpapier mit Allegorien, Werksansicht, gedruckt in der Hoflithographie von Fürstenau in Dresden.
Gründung 1870 mit einem Kapital von 500.000 Thalern durch die Herren Otto Seebe (Dresden), Landrat a.D. Wilh. von Graevenitz auf Thamm, H. Alberti (Radeberg), sowie Robert Baumann und Ferd. Plessner (Berlin). Letzterer war auch der Initiator der Bau-Gesellschaft für Eisenbahn-Unternehmungen F. Plessner & Comp., zu deren Mitgründern auch Albert Borsig gehörte. Die SAXONIA kam nie richtig zur Blüte. Der Kurs der Stammaktien fiel von in der Spitze 120 bis auf unter 20 %. Auch der 1880 unternommene Versuch, das Unternehmen durch Ausgabe von Prioritäts-Stammactien zu sanieren schlug fehl. Im Zuge einer erneuten Sanierung wurde 1883 auch deren Nennwert auf 375 M herabgesetzt, bald darauf ging das Unternehmen vollständig ein.
Die Aktie stammt ursprünglich aus der legendären Martius-Sammlung. Herr Walter Martius, einer der letzten Nachfahren des Industriellen August von Borsig, vermachte den Großteil seiner Sammlung an das Deutsche Historische Museum in Berlin, wo es in der numismatischen Abteilung sachkundig betreut wird.
Rarität: Seit Jahrzehnten nur 2 Stücke bekannt!

Stuttgarter Gypsgeschäft

Stuttgarter Gypsgeschäft, Gründeraktie über 100 Taler von 1873

Stuttgarter Gypsgeschäft

Actie über 100 Thaler
Stuttgart, 16.5.1873
Gründeraktie, Auflage 600 (R 10)
Schätzpreis: 1.800,- Euro
Gegründet am 11.11.1871. Gewinnung und Vertrieb von Gips zu technischen und landwirtschaftlichen Zwecken. Ursprünglich befand sich die Fabrik in Asperg, 1897 wurde sie nach Stuttgart-Untertürkheim verlegt. Im gleichen Jahr wurde der bis heute betriebene Weinbau mit eigener Kelterei und Kellerei aufgenommen. 1974 Betriebseinstellung und Verpachtung der beiden Gipsfabriken. Seitdem reine Vermögensverwaltungsgesellschaft, bis vor wenigen Jahren in Stuttgart börsennotiert, dann in eine GmbH umgewandelt.
Große Rarität aus einer uralten Sammlung, welche bereits in den 1980er Jahren angelegt wurde.

New Mercantile Exchange – Eine Rarität aus den Anfängen des organisierten Börsenwesens

New Mercantile Exchange 1 Share Cape Town, Cape of Good Hope, 1.9.1822 - Schätzpreis: 1.000,- Euro

New Mercantile Exchange

1 Share
Cape Town, Cape of Good Hope, 1.9.1822
Schätzpreis: 1.000,- Euro
Die Börse von Kapstadt wurde 1817 als erster afrikanischer Markt für Wertpapiere errichtet. Nur zwei Jahre später wurde die New Mercantile Exchange gegründet. Sie sollte den Bau und den Handelsbetrieb eines neuen Börsengebäudes übernehmen. Insgesamt wurden nur 158 Aktien ausgegeben, von denen die Regierung selbst 40 übernahm. 1822 wurden die Interimsscheine gegen Aktien ausgetauscht. Die Börse profitierte in den ersten Jahren stark davon, dass Kapstadt zum Freihafen erklärt worden war. Der große Gold- und Diamantenboom stärkte in den Folgejahren vor allem die Börse in Johannesburg. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann sie die Oberhand, so dass 1890 das Börsengebäude der New Mercantile Exchange wieder abgerissen wurde.
Eine Rarität aus den Anfängen des organisierten Börsenwesens.

Harzer Union AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, Hannover

Harzer Union AG für Bergbau und Hüttenbetrieb

Actie über 200 Thaler
Hannover, 1.1.1873
Gründeraktie, Auflage 10.000 (R 11)
Schätzpreis: 3.000,- Euro
Gegründet im Boom der Gründerjahre durch die Disconto-Gesellschaft mit einem Kapital von 2 Millionen Thalern (Cours war einst 120, 1876 dann 0). Im Aufsichtsrat saß Friedrich Grillo aus Essen, Vorstand war Chr. Timmermann, der auch bei der Hohenzollern Gesellschaft für Locomotivbau in Düsseldorf, der Eisenbahnwagen-Bauanstalt früher Friedrich Deicke in Braunschweig und der Georg Egestoff’s Salzwerke, chemische und Farbenfabrik in Linden bei Hannover Mitgründer war. Die Fabrik lag in Bad Harzburg (damals als Enklave zum Herzogtum Braunschweig gehörend). Mit Erzeugnissen der Eisengiesserei gewann die “Harzer Union” noch im Jahr 1877 auf der Braunschweigischen Gewerbe-Ausstellung in der zu diesem Zweck umgebauten Ägidienkirche unter der Schirmherrschaft von Herzog Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg eine Bronzene Medaille als Zweiten Preis. Im Börsenhandbuch 1881 dann aufgeführt unter den wertlosen Aktien.
Rarität aus Sammlungsauflösung (seit 1989 in der Sammlung).

 

Gewerkschaft Irmgard, Anleihe von 1911

Gewerkschaft Irmgard - Teilschuldverschreibung Lit. B. über 500 Mark Berlin, im November 1911

Gewerkschaft Irmgard

5 % Teilschuldverschreibung Lit. B. über 500 Mark
Berlin, im November 1911
Auflage 1.000 (R 12)
Schätzpreis: 1.000,- Euro
Gegründet 1911 durch Abtrennung von der Gewerkschaft Walter. Das bedeutende Bergwerk gehörte der Deutsche Kaliwerke-Gruppe, zugehörig zum Wintershall-Konzern. Das Kalibergwerk der Gewerkschaft Irmgard liegt knapp 1,6 km nordöstlich von Hauteroda, einer Gemeinde im thüringischen Kyffhäuserkreis, zugehörig zur Verwaltungsgemeinschaft An der Schmücke. Nur etwa 225 m Luftlinie vom Schacht Irmgard entfernt liegt Schacht Walter der gleichnamigen Gewerkschaft. Teufbeginn für Schacht Irmgard war im Jahre 1911. Ende 1912 hatte er seine Endteufe mit 405 m erreicht. Die Gewinnung von Carnallitit, Hartsalz und Steinsalz erfolgte ab 1913. Die bergmännische Abbaumethode war das Kammerbau-Verfahren. Gründungsvater der Gewerkschaft war, wie u. a. auch bei den beiden benachbarten Gewerkschaften Heldrungen I und II, der Industrielle Emil Sauer aus Berlin. Dieser hatte sich bereits mit der Gründung der „Kalibohrgesellschaft Heldrungen“ im Jahre 1897 um die Suche und Erkundung von zum Abbau geeigneter Kalilagerstätten verdient gemacht. Die geförderten Salze wurden per Gleis in die Fabrikanlagen der „Gewerkschaft Heldrungen II“ weitertransportiert und dort verarbeitet. Nach 1945 wurde die Schachtanlage zum Eigentum des Volkes erklärt; 1953 wurde sie vom VEB Kaliwerk „Heinrich Rau“ Roßleben in Rechtsträgerschaft übernommen. Mit Erlass der Verwahrungsanordnung der DDR vom 10.10.1971 wurde der Rat des Bezirkes Halle für eine Vielzahl von Alt-Kalischächten, sogenannte „Grubenbaue alten Bergbaus ohne Rechtsnachfolger“, zuständig; somit auch für Schacht Irmgard. Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes galten diese stillgelegten Schächte auch als „stillgelegte Anlagen eines bergbaulichen Gewinnungsbetriebes, für den ein Rechtsnachfolger nicht vorhanden oder nicht mehr feststellbar ist“. (Quelle: Wikipedia)
Uns ist nur das eine Stück bekannt, erstmals angeboten.